Fragen über Fragen…
Wenn Du eine empirische Arbeit schreibst, erhebst Du im Regelfall eigene Daten. Doch das ist oftmals gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. Es geht eben nicht nur darum, ein paar Fragen zusammenzustellen und die Antworten in ein schickes Diagramm zu packen. Zunächst musst Du Dich mit der Methodik auseinandersetzen und dann überlegen, in welche Art von Daten Du überhaupt sammeln möchtest.
Quali oder quanti? Sowohl quali als auch quanti? Weder quali noch quanti?
Was zur Hölle ich damit eigentlich meine, fragst Du Dich? Dann studierst Du wahrscheinlich ein Fach, in dem nicht empirisch gearbeitet wird (ja, das gibt es 😉). Alle anderen haben schon so eine Vorahnung, dass dieses Thema bei ihrer Abschlussarbeit noch auf sie zukommen könnte – und damit unendlich viele Entscheidungen, die getroffen werden wollen, und ziemlich viele Schritte, die abzuarbeiten sind.
Du solltest Dir überlegen, welche der beiden Herangehensweisen (qualitative oder quantitative Forschung) zu dem passt, was Du mit Deiner Arbeit herausfinden willst. Vielleicht musst Du auch beide Ansätze miteinander verbinden, um zur für Dich besten Umfrage zu kommen. Dann handelt es sich um einen sogenannten Mixed-Methods-Ansatz. Im Folgenden werden Dir beide Herangehensweisen kurz vorgestellt, der Rest des Blogartikels bezieht sich dann auf die quantitative Forschung.
Mit qualitativer Forschung sammelst du ausführliche Daten und Informationen, die Du am Ende interpretativ auswerten wirst. Es geht darum, den Sinn hinter etwas (in der Tiefe) zu verstehen und ein Thema im Detail zu erfassen – oder anders ausgedrückt, geht es oft darum, die Frage nach dem „Warum“ zu beantworten. Beispielsweise mittels verschiedener Arten von Interviews oder Gruppendiskussionen sammelst Du nicht-standardisierte Daten von nicht-repräsentativen, tendenziell eher wenigen Fällen.
Im Gegensatz dazu steht die quantitative Forschung, bei der große Stichproben herangezogen werden und bei der es darum geht, möglichst repräsentative Ergebnisse zu ermitteln. Du sammelst also so viele Daten wie benötigt und wertest diese im Anschluss statistisch aus. Nur so kannst Du am Ende aussagekräftige Schlüsse ziehen. Die bekannteste Methode der quantitativen Forschung sind vermutlich die Umfragen – aber auch Experimente oder quantitative Inhaltsanalysen sind Tools der quantitativen Forschung. Du kannst damit Häufigkeiten messen und bestimmte Hypothesen überprüfen.

Online-Umfrage erstellen: Welches Tool nutze ich?
Nachdem Du Dich für eine der beiden Methoden (oder eine Mischung aus beiden) entschieden hast und Dir über die Fragen, ihre Formulierungen und mögliche Antworten Gedanken gemacht hast, kommt bei Dir vermutlich die folgende Frage auf: „Und jetzt? Wie mach ich weiter?“
Falls Du nicht den klassischen, langwierigen Weg auf Papier gehen willst oder musst, bietet sich für Deine quantitative Forschungsarbeit eine Online-Umfrage an. Bei der großen Anzahl von Tools kannst Du schnell den Überblick verlieren. Deshalb findest Du hier eine kleine Liste von kostenlosen Tools bzw. solchen, die zumindest eine (abgespeckte) kostenlose Version anbieten!
Der Klassiker: Google Formulare
Google Formulare ist das bekannte, beliebte und naheliegende Umfrage-Tool von Google. Du kannst beliebig viele Umfragen mit beliebig vielen Fragen erstellen. Es stehen Dir dafür immerhin neun verschiedene Fragetypen zur Auswahl, darunter Multiple-Choice-Fragen, Fragen mit Freitext‑Antworten oder Bewertungsskalen. Am Ende kopierst Du einfach den Link und teilst ihn per E-Mail, Social Media oder anderweitig mit potenziellen Teilnehmer:innen. Die Auswertung liefert Google Dir dann in Form von Kreis- oder Balkendiagrammen oder in Textform. Google Formulare bedarf keiner besonderen Einarbeitung, da es intuitiv nutzbar ist. Aber Achtung: Es eignet sich nur für einfach Umfragen, und die Sache mit dem Datenschutz ist leider mehr als fraglich. Das kann sich dann übrigens auch negativ auf die Teilnahmebereitschaft auswirken. Wir suchen weiter…
Mehr Individualität mit Lamapoll
Beim zweiten Tool, Lamapoll, lässt sich das Layout individualisieren, Du kannst also z.B. ein Titelbild hochladen und die Farbgestaltung anpassen. Es stehen dir 15 Standard-Fragetypen (Multiple-Choice, Ja/Nein-Fragen, Bewertungsfragen, etc.) zur Verfügung und darüber hinaus auch schon vorgefertigte Fragen mit Antwortmöglichkeiten (z.B. demografische Abfragen). Zudem lässt sich eine einmal erstellte Umfrage kopieren und so z.B. später in ähnlicher Form wiederverwerten. Die Auswertung der Umfrageergebnisse erhältst Du in verschiedenen Diagrammformen – das kannst Du pro Frage individuell wählen. Zusätzlich erhältst Du noch weitere statistische Werte – z.B. wie viele der Personen, die auf den Link zu Deiner Umfrage geklickt haben, diese auch tatsächlich ausgefüllt haben.
Neben einigen bezahlten Abos bietet Lamapoll auch eine kostenlose Variante mit vielen Möglichkeiten. Die einzige einschneidende Beschränkung der kostenlosen Version ist, dass maximal 50 Personen an Deiner Umfrage teilnehmen können. Wenn Dir das nicht ausreichend erscheint, entscheidest Du Dich am besten für ein anderes Tool. Oder Du überlegst Dir, ob Du das Geld für ein Abo in die Hand nehmen möchtest.
Beliebter Affe: SurveyMonkey
SurveyMonkey gehört vermutlich zu den bekanntesten Online-Umfrage-Tools und darf in dieser Liste deshalb auf keinen Fall fehlen! Auch hier gibt es eine kostenlose Version, die hauptsächlich durch die Zahl der Befragten beschränkt ist (25 pro Umfrage). Die wichtigsten Fragetypen sind in der Gratis-Version enthalten – Fragetypen wie z.B. Maxtrix- oder Ranking-Fragen jedoch nicht. Die Auswertung erfolgt hier anhand des Fragentyps in Balken- und Kreisdiagrammen oder in Tabellenform mit Prozentangaben.
Mal was anderes: LimeSurvey
LimeSurvey erlaubt in der kostenlosen Variante zwar nur 25 Antworten/Monat – dafür bietet es Dir über 30 Fragetypen. Die Verwendung ist auf den ersten Blick nicht ganz so intuitiv, aber mit der Option, Deine Umfrage auf einem eigenen Server zu hosten, ersparst Du Dir dafür einige Datenschutz-Fragen und Disclaimer. Die Ergebnisse lassen sich tabellarisch und grafisch (Balkendiagramme) darstellen.
Ideal für Studierende: empirio
Für Dich als Student:in ist empirio vielleicht auch eine gute Option. Denn zusätzlich zum Erstellen der Umfrage findest Du eine Plattform, bei der Du direkt auch Teilnehmer:innen für Deine Umfrage erreichen kannst. Empirio ist völlig kostenlos und bietet dir 25 Fragentypen, Vorlagen, eine unbegrenzte Anzahl an Umfragen – und es gibt keine Begrenzung der Antworten. Bei empirio kannst Du Dir die Ergebnisse als Diagramme darstellen lassen oder sie mittels PDF oder Excel-Datei direkt auf Deinen Computer exportieren.
Der nicht ganz so geheime Geheimtipp
Informiere Dich, ob und welche Tools Deine Hochschule lizenziert hat. Dann entstehen Dir keine Kosten und gleichzeitig hast Du meist Zugriff auf die Vollversionen mit ihren ganzen Features.
Und? Mit welchem Tool erstellst Du Deine Umfrage?
Tipp: Mit dem Statistik-Starter-Paket (Pdf und Videos) findest du einen leichten und verständlichen Einstieg in die Datenanalyse. Auch, wenn du noch nie mit Statistik gearbeitet hast oder Angst davor hast.